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Mauer in der Teichstraße wurde auf Initiative der AG Graffiti des Präventionsrates neu gestaltet

Es scheint ein bisschen, als wäre die alte Mauer in der Teichstraße plötzlich durchsichtig geworden: Ein Graffiti-Kunstwerk nimmt Motive des Jüdischen Friedhofs hinter der Mauer auf und macht sie so für Passanten sichtbar. Stimmt der Blickwinkel der Betrachter, setzen sich Häuser und Bäume des Bildes passgenau in der Wirklichkeit fort. Hinter der zuvor wenig ansehnlichen Ziegelsteinmauer verbirgt sich ein historischer Ort mit 400-jähriger Geschichte.
Der ursprüngliche Jüdische Friedhof wurde nämlich schon um 1600 angelegt und war sehr viel größer – er reichte bis zur Steingrube und fast an die Einumer Straße heran, erklärt Denkmalpflegerin Maike Kozok. Doch im 19. Jahrhundert beanspruchte die Stadt das Gelände als Fläche für Neubauten. Die Jüdische Gemeinde erwarb ein Areal in der Nähe des einstigen Judenteichs.

Doch einige der um 1620 entstandenen Grabmale vom alten Friedhof sind dort noch erhalten. Sie wurden auf der Innenseite in die Außenmauer zur Teichstraße eingelassen. Viele weitere Grabsteine mit teils hebräischen, teils deutschen Inschriften stammen aus dem 19. Jahrhundert; sie stehen dicht in Reihen auf dem grasbewachsenen Gelände unter großen Bäumen.

Eine Mauer schirmt den Friedhof zur Straße hin ab, und nur ein stets verschlossenes Gittertor erlaubt einen Blick auf die historischen Denkmale. Daher ist die Existenz des Jüdischen Friedhofs, eingeschlossen in einer Nische zwischen Mehrfamilienhäusern, vielen Hildesheimern und Hildesheimerinnen gar nicht bekannt.

Die Mauer zur Teichstraße war zudem häufig mit Graffiti verunziert. Wurde sie gereinigt, dauerte es nicht lange, und neue Schmierereien tauchten auf. Er habe das gerade an einem Friedhofsgelände immer als sehr pietätlos empfunden, sagt Uwe Herwig. Der Moderator der Arbeitsgruppe Graffiti des Präventionsrates machte das Problem in der AG zum Thema. Dort war man sich schnell einig, dass ein Kunstwerk am ehesten geeignet wäre, ungewollte Graffiti zu unterbinden.

Uwe Herwig führte daraufhin zur Abstimmung Gespräche mit Michael Fürst, dem Präsidenten des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen. Der in Hannover ansässige Landesverband kümmert sich als Eigentümer auch um den Jüdischen Friedhof in der Teichstraße.

Der Hildesheimer Graffiti-Künstler Ole Görgens fertigte einen Entwurf und veranstaltete mit Jugendlichen der Jugendwerkstatt Labora in Hildesheim einen vorbereitenden Workshop. Drei der Jugendlichen halfen dann auch dabei, das Bild an die Wand zu bringen: Zuerst mit Pinsel und Fassadenfarbe, darauf wurde gesprayt. Die Arbeit dauerte vor Ort nur noch zwei Tage, sagt Görgens. Die Kosten für das Kunstwerk belaufen sich laut Angaben von Herwig auf „einen niedrigen vierstelligen Betrag“. 1000 Euro habe ein privater Sponsor beigesteuert, der nicht genannt werden will. Den Restbetrag bezahle der Förderverein Präventionsrat Hildesheim.